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Chorreisen

Chorreise nach Berlin vom 18. bis 21. Oktober 2019

Im Jahre 2019 feiert der Chor Kronshagen praktisch das ganze Jahr über das 100-jährige Jubiläum. Nach einem Festkonzert, einem Benefizkonzert, einer Ausstellung und einem Festball musste auch eine Reise kommen, wo man, ohne sich musikalisch hervortun zu müssen, einfach in einer Chorgemeinschaft etwas Schönes und Interessantes erleben kann.
Unser erfahrenes Reiseteam, Hannelore Knoll und Dagmar Leisner, hat ein abwechslungsreiches Programm, die Busfahrt und Hotelzimmer mit der gewohnten Sorgfalt und Perfektion organisiert. Minutiös wurden die Stunden eingeteilt, damit man möglichst viel in der Metropole vom Reichtum der Hauptstadt mitbekommt.
Am Freitag, 18. 10. fuhr der Bus pünktlich um 8.30 Uhr nach Berlin vom Bürgerhaus ab. Der Chorleiter hatte bis 10 Uhr gewartet, bis die ersten Lieder gesungen wurden. Wie es immer guter Brauch war, bekamen die Mitreisenden, Chorsänger*innen und Gäste Notenblätter und schmetterten schöne alte Melodien. So verging die Busfahrt vergnüglich und kurzweilig.
Nach einigen kurzen Pausen kamen wir gegen 14.00 Uhr im Hotel Mövenpick an. Es wurden schnell die Zimmer verteilt. Die Stadtrundfahrt sollte ja bereits um 15 Uhr starten. So geschah es und die Fahrt in Berlin war unproblematischer, als es in einer Großstadt zu befürchten war. Unser Reiseführer hatte sein Wissen über die Stadt und über die Vergangenheit mit persönlichen, oft humorvollen Kommentaren gewürzt. Eine echte "Berliner Schnauze", nahm kein Blatt vor den Mund, wenn er etwas zu kritisieren hatte. Viele Sehenswürdigkeiten wurden erklärt, berühmte Bauten, Museen, das Regierungsviertel wurden vorgestellt und Geschichte mit trockenem Humor serviert.
Am Abend gab es im Hotel ein stim­mungs­volles Essen. Danach war ein größerer Spaziergang ein Muss, zumal für die ganze Stadt Illumination angesagt war, als Lichtfest im Gedenken an den Mauerfall vor 30 Jahren. Am Brandenburger Tor sammelten sich viele Menschen, Touristen und Einheimische, um dem großflächigen Videospiel beizuwohnen, das Aufnahmen der Vergangenheit, der Oktober- und Novembertage im Osten Berlins zeigte. Das geschichtsträchtige Spektakel hat uns lange fasziniert.
Vor der Spreefahrt
Am Sams­tag muss­ten wir früh aus den Federn, war doch für 9.30 Uhr die nächste Tour – diesmal auf dem Wasser – angesagt. Die Spreefahrt ist in Berlin eine beliebte Touristenattraktion. Das Wetter gab sich zwar etwas launisch, gelegentlicher Sprühregen jagte uns in die Tiefe des Schiffes, wo man gut durch die Fenster schauen konnte. Oft konnte man die angrenzenden Berühmtheiten der Stadt, das Kanzleramt, das Regierungsgebäude, den Bundestag und auch andere Ämter und Sehenswürdigkeiten vom offenen Deck betrachten und den Erklärungen der Besatzung lauschen.
Zurück an Land fuhren wir zum versprochenen "Überraschungsessen". Es war tatsächlich von keinem von uns erwartet worden, dass wir eine Wurstbude aufsuchten. Die 32-köpfige Gesellschaft wurde schon erwartet. Allen Hungrigen wurde eine typische "Berliner Spezialität", nämlich eine Currywurst mit der für Berlin typischen Soße (Ketchup) und knackigen Pommes geboten.
Ab 14 Uhr sollten wir schon bereit für den nächsten Programmpunkt sein – der Riesebyer fuhr uns nach Charlottenburg. Es war eine Führung durch das prachtvolle Schloss bestellt. In der Tat war der Besuch sehr interessant, da dort ein wunderbar wiederhergestellter Bau ganz viel Geschichte in sich barg. In zwei kleinen Grup­pen lausch­ten wir den kun­di­gen Mu­seums­führern und erfuhren Wis­sens­wer­tes über das Schloss:
"Sophie Charlotte erhielt 1695 den Ort Lietzow und das Vorwerk Ruhleben von ihrem Mann Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg übereignet, im Austausch gegen ihre abgelegeneren Güter in Caputh und Langerwisch. Dort ließ sie das Sommerschloss Lützenburg errichten, das 1699 fertiggestellt wurde. Nach der Krönung von Sophie Charlotte zur Königin und Friedrich I. zum König in Preußen im Jahr 1701 wurde das kleine Lustschloss von verschiedenen Architekten bis zum Jahr 1740 zu einem repräsentativen Schloss ausgebaut. Kurz nach dem Tod Sophie Charlottes erhielt die Siedlung gegenüber dem Schloss Lützenburg am 5. April 1705 von Friedrich I. den Namen Charlottenburg und gleichzeitig das Stadtrecht. Das Schloss Lützenburg wurde ebenfalls in Schloss Charlottenburg umbenannt. Bis 1720 war der König zugleich Bürgermeister der Stadt. In dem Jahr wurde auch das Dorf Lietzow nach Charlottenburg eingemeindet. Damit hatte die Stadt Charlottenburg die Ausdehnung erreicht, die sie bis Mitte der 1850er Jahre behalten sollte, die heutige Altstadt Charlottenburg." – Quelle: Wikipedia
Dass der Adel nicht nur seinen Vergnügungen nachging, wurde glaubhaft dargestellt. Politische Führung, Sorge um die Dynastie, Planung der Bauten, Kriegsführung – und die Krankheiten der Hoheiten – lasteten auf den Gemütern der Hochwohlgeborenen.
Nach einer kurzen Erholungspause winkte der Besuch der musikalischen Komödie "Eine Frau, die weiß was sie will" in der Komischen Oper. Erwartungsvoll stiegen wir in den Bus und waren sehr gespannt auf die Aufführung mit der Musik von Oscar Strauss. Die Vorstellung übertraf all unsere Erwartungen! Eine sehr gewagte Konzeption wollte den ganzen Abend alle Rollen einer Schauspielerin (Dagmar Manzel) und einem Schauspieler (Max Hopp) anvertrauen! Das Wagnis der Dramaturgie wurde vom Regisseur und den beiden Protagonisten virtuos mit großem Talent und Engagement zu einem rauschenden Erfolg verwirklicht.
Von der Homepage der Komischen Oper: "20 Figuren – 2 Darsteller*innen, eine atemlose Tour de force, bei der das Orchester unter Adam Benzwi mit einem Feuerwerk an Märschen, stürmischen Walzern und unvergleichlichen Chansons aus der Feder von Oscar Straus ordentlich einheizt."
"Nach knapp 90 Minuten fühlt man sich völlig beschwipst von so viel Energie, Geist und Witz." [BERLINER MORGENPOST]
"Umwerfend. Überwältigend. Überrumpelnd." [DIE WELT]".
Nach dieser köstlichen, witzigen und ironischen Vergnügung ging man beschwingt in die Berliner Nacht, wo uns die Illumination weitere Faszination bescherte.
Spät am Abend hatte der Chorleiter noch Gelegenheit, sich "einmal anders", eben als "Barpianist" darzustellen. In einem nahegelegenen Lokal fand man nicht nur das erwünschte Betthupferl, sondern auch einen beachtlichen Flügel. Natürlich reizte es mich, auf den Tasten alle zehn Finger zu bewegen, und bekam für den kleinen musikalischen Ausflug von den Gästen anerkennenden Applaus. Seinen Schlaftrunk musste er aber trotzdem selbst bezahlen ...
Am Sonntag, 20.10. begann das Programm bereits um 9.00 Uhr. Es sollte mit dem Bus nach Potsdam gefahren werden. Das Schloss Sanssouci (Weltkulturerbe der UNESCO, da es als das "preußische Versailles" gilt) mit dem Park wurde besichtigt.
"Schloss Sanssouci (von französisch sans souci = ohne Sorge) liegt im östlichen Teil des Parks Sanssouci und ist eines der bekanntesten Hohen­zol­lern­schlös­ser der bran­den­bur­gi­schen Lan­des­haupt­stadt Potsdam. Nach eigenen Skizzen ließ der preußische König Friedrich II. in den Jahren 1745 bis 1747 ein kleines Sommerschloss im Stil des Rokoko errichten. Mit der Planung beauftragte er den Architekten Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff. Unter Friedrich Wilhelm IV. wurde das Schloss 1841/42 durch Umbau und Verlängerung der zwei Seitenflügel erweitert. Nach Skizzen des Königs erstellte Ludwig Persius die Entwurfszeichnungen ...
Die berühmte Gartenansicht von Sanssouci entstand nach der Entscheidung Friedrichs des Großen, am Südhang des Bornstedter Höhenzugs einen terrassierten Weinberg anzulegen. Vormals standen auf der Anhöhe Eichen. Zu Zeiten des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I. wurden die Bäume gefällt und beim Ausbau der Stadt Potsdam für die Befestigung des sumpfigen Bodens verwendet. Nachdem Friedrich Wilhelm I. 1714 den bisherigen Lustgarten am Potsdamer Stadtschloss zu einem Exerzierplatz hatte umbauen lassen, ließ er als Ersatz 1715 nordwestlich des Brandenburger Tors, auf einem Gelände, das bisher von Potsdamer Bürgern als Gartenfläche genutzt worden war, den Marlygarten als Lust- und Küchengarten anlegen und mit einem Lusthaus aus Fachwerk versehen. In diesem Zusammenhang wurden am Abhang des ansonsten kahlen Bornstedter Mühlenbergs bereits erste Weinpflanzungen gesetzt. In diesem Zustand kannte Friedrich II. aus seiner Kronprinzenzeit das Areal." – Quelle: Wikipedia
Friedrich II. "Friedrich der Große", auch "der Alte Fritz" genannt. (1712-1786)
"In Sanssouci komponierte, musizierte und philosophierte der preußische Monarch. Er regierte diszipliniert sein Land und lebte bescheiden ohne Prunk. Der "Alte Fritz", wie er im Volksmund genannt wurde, starb am 17. August 1786 im Sessel seines Arbeitszimmers im Schloss Sanssouci. Er wollte laut eigener Verfügung in einer Gruft neben seinen Lieblingshunden beigesetzt werden." – Quelle: Wikipedia
Nach den unterhaltsamen Führungen haben wir auch noch das geschichtsträchtige Hotel gesehen, wo die Friedensverhandlungen im Juli 1945 stattfanden. Das sog. Potsdamer Abkommen wurde am 1. August 1945 unterschrieben.
Von rechts: Stalin, Truman, Churchill
"Als Potsdamer Abkommen werden die auf der Potsdamer Konferenz auf Schloss Cecilienhof in Potsdam nach Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa getroffenen Vereinbarungen und Beschlüsse bezeichnet, die in einem Kommuniqué vom 2. August 1945 veröffentlicht wurden. Auf der Konferenz wurden hierzu unter anderem die von Deutschland zu entrichtenden Reparationen, die politische und geografische Neuordnung Deutschlands, seine Entmilitarisierung und der Umgang mit deutschen Kriegsverbrechern verhandelt und am 2. August 1945 festgeschrieben.
Teilnehmer dieser Konferenz waren die Regierungschefs der drei Siegermächte, also die Sowjetunion, die Vereinigten Staaten von Amerika und das Vereinigte Königreich und deren Außenminister. Anfangs waren dies Josef Stalin (Sowjetunion), Harry S. Truman (Vereinigte Staaten) und Winston Churchill (Vereinigtes Königreich). Nach der verlorenen Unterhauswahl kam am 28. Juli statt Churchill der neue Premierminister Clement Attlee in die Konferenz." – Quelle: Wikipedia
Bei einem gemüt­li­chen Essen im "Wiener Re­staur­ant" in Potsdam – natürlich wurden Wiener Schni­tzel vor­be­stellt – ruhte sich die Ge­sell­schaft aus. Ein Gläschen Sekt – Einladung der 1. Vorsitzenden im Namen des Chores – wurde uns kredenzt. Damit feierte die Reisegesellschaft noch einmal das 100-jährige Bestehen des Chores sowie den gelungenen Ausflug nach Berlin.
Nach der Rückkehr zum Hotel Mö­ven­pick gab es nicht viel Zeit, um die Gar­de­robe zu wechseln – hatten wir doch schon den nächsten Theaterbesuch vor uns, das Musical "MAMMA MIA", das nach den Texten und Melodien neu arrangiert und mit einer vertrackten Handlung versehen wurde. Die Aufführung im Theater des Westens brachte eine temporeiche, schauspielerisch und tänzerisch überzeugende Inszenierung. Manche von uns summten die bekannten Melodien mit, das Vergnügen war komplett.
Der Abend gehörte dem Abschied von der Innenstadt, vom Brandenburger Tor, vom Nachtleben der pulsierenden Hauptstadt. Ein letzter Blick auf die Lichtspiele, die Installationen, ein kleiner Schlaftrunk, und die letzte Nacht wurde eingeleitet.
Am Montag, 21.10. fuhr der Bus bereits um 9.30 Uhr, da das Programm vor der Nachhausefahrt noch etwas Besonderes bereithielt: Ein Besuch mit Führung auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof. Wir haben nur gehört, dass dort viele bekannte Persönlichkeiten der Geschichte, der Kultur und Kunst begraben sind. Ein netter Herr Dr. Smith wird uns über sie einiges erzählen.
Was danach kam, ist kaum mit einfachen Worten zu beschreiben! Mr. Smith, mit einer Deutschen verheiratet und mit Deutschland bestens vertraut, erzählte eine Geschichte nach der anderen, in einem atemlosen Tempo. Oft mussten wir – trotz der ehrwürdigen Atmosphäre – laut über seine Pointen lachen, die er mit leisem aber trefflichem Humor, ja mit tiefgeistiger Ironie servierte. Einen so lustigen Vormittag hatte ICH zumindest noch nie auf einem Friedhof verbracht.
Hier eine kleine Auswahl der Berühmtheiten: Hegel, Fichte, H. Mann und Frau, B. Brecht mit Frau(en), Hans von Dohnanyi mit Frau geb. Bonhoeffer (ihre Söhne sind Christoph und Klaus).
Nach diesem erlebnisreichen Besuch auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof erwartete uns noch eine kleine Mahlzeit vor der Rückreise. So landeten wir in einem kleinen Lokal. Hier waren nur Waffeln und Eis zu haben. Die reiche Auswahl an verschiedenen Sorten hat uns überzeugt, so dass wir bereit waren für die nächsten 5 Stunden Busfahrt.
Mit vielen Eindrücken erfüllt hat man die Zeit durch anregende Unterhaltung und Erinnerungen an die letzten 4 Tage gut verbracht und kam dann gar nicht übermüdet in Kronshagen an. Es war eine sehr schöne und gut organisierte Reise, die uns Berlin von seinen besten Seiten vorgeführt hat.
Danke an das Reiseteam Hannelore und Dagmar! Wir sind schon gespannt auf die nächste Reise!
Text: Imre Sallay, Fotos: Hannelore Knoll u.a.