Chorreisen
2011 Wien
Chorreise nach Wien vom 4. bis 9. August 2011
Fast wäre unsere diesjährige Chorreise dem Fluglotsenstreik zum Opfer gefallen. Es wendete sich aber alles zum Guten, und unsere 6-tägige Reise mit 82 Teilnehmern begann um 3 Uhr nach einer schlaflosen Nacht.
Glücklich und gut gelaunt landeten wir früh morgens in Wien. Das typische Wiener Ambiente, das uns zum
fantastischen Frühstück im urgemütlichen Cafe Landtmann erwartete, übertraf die Vorstellungen
aller Mitreisenden. Es war einfach köstlich!
Noch am Vormittag erhielten wir eine umfangreiche Stadtbesichtigung, nachdem Petrus sofort nach unserer Ankunft den
Nieselregen einstellte! Das Hundertwasserhaus, der Stephansdom sowie ein Stadtrundgang waren bis zum Bezug unserer
Zimmer im Hotel Lindner am Schloss Belvedere unsere Ziele.
Erschöpft aber froh, doch in Wien angekommen zu sein, erwartete uns das Abendessen im Hotel.
Anschließend musste natürlich noch die Wiener Innenstadt "unsicher" gemacht werden. Es waren
schließlich nur 10 Minuten Fußweg bis zu den Wiener Schmankerln.
Hannelore Knoll
2. Tag, Freitag, 5. August
Für diesen Tag war morgens die Besichtigung vom Schloss Schönbrunn mit anschließendem Chorauftritt auf der großen Freitreppe geplant.
Vor unserer Reise hatten wir uns ein neues schwarzes T-Shirt mit aufgesticktem Chor-Kronshagen-Emblem zugelegt, das
auf Schloss Schönbrunn seinen ersten "Einsatz" haben sollte. Als wir nach der U-Bahn-Fahrt nun so in
langer Formation auf das Schloss zuliefen, konnten wir zum ersten Mal einen Gesamteindruck bekommen, um zu wissen,
dass sich diese Anschaffung wirklich gelohnt hat. Als angemeldete Gruppe mussten wir uns nicht in die superlange
Warteschlange einreihen, sondern konnten sofort mit der Besichtigung beginnen. Jeder von uns wurde mit einem
Kopfhörer ausgestattet und konnte somit sein eigenes Pensum durchführen.
Bis zum Chorauftritt blieb vielen noch Zeit, sich im wunderschönen Park umzusehen.
Im Freien zu singen ist immer eine besondere Herausforderung, aber vor dieser Kulisse, mit Sonne im Gesicht und
einem buntgefächerten Programm gaben wir unser Bestes.
Den Nachmittag hatten wir zur freien Verfügung. Die Stadt bietet so viele Möglichkeiten, um etwas zu
besichtigen ... das wurde natürlich von vielen genutzt. Andere haben es sich in einem der vielen
Straßencafes gemütlich gemacht und dabei die Vielfalt der "Kaffeebestellmöglichkeiten"
studiert.
Als wir um 17.30 Uhr mit dem Bus zum Heurigen Lokal nach Neustift abfuhren, war uns allen nicht klar, dass dieser
Abend sich zu einem besonderen Erlebnis entwickeln würde, den wir mit seiner Fröhlichkeit, Lustigkeit,
Ausgelassenheit, der Singfreudigkeit, dem Traumbuffet und dem milden Wetter bis spät in die Nacht nicht so
schnell vergessen werden.
Anke Paulus
3. Tag, Samstag, 6. August
Der Tag begann für den Chor gleich nach dem Frühstück recht spannungsreich. Es waren mehrere Sehenswürdigkeiten vorgesehen, die wichtigsten Attraktionen der Hauptstadt der ehemaligen Donaumonarchie. Mit einem gemütlichen Spaziergang durch die Innenstadt, vorbei am großen Napoleon-Gegner Fürst Schwarzenberg, seinem Palais, vorbei am umgebauten Ursulinenkloster – heute Musikhochschule -, an einem der letzten Mozart-Wohnungen (es gab derer Dutzende), landeten wir am berühmten Stephansdom. Die Wiener nennen ihn manchmal – wenig respektvoll – "Steffel". Der Dom ist der imposanteste gotische Bau Österreichs, der Südturm mit 136,4 Meter war lange Zeit der höchste in Mitteleuropa. Auch seine "Pummerin", die Hauptglocke, bricht viele Rekorde. 1951 gegossen, ist sie die weltweit zweitgrößte freischwingend läutbare Glocke in einem Kirchturm. In der Silvesternacht hören ihr die Wiener andachtsvoll und stolz zu, bevor der obligatorische Donauwalzer erklingt.
Eilig schritten wir weiter zur Staatsoper, wo der Chor eine kompetente Führung bekam. Man hatte das Flair der
Musikhauptstadt Wien unverfälscht und direkt erleben können. Prunk und Pracht überall, Geschichte
und Geschichtchen um und über den Musiktempel, Ziel touristischer Begierden – und dann das kleine
Geschenk an eine Gruppe des Chores: Der Chorleiter outete sich und seine Gesellschaft als durchaus an der Akustik
interessierte Zuhörer. Dem freundlichen Bitten nach einer kurzen Gesangsprobe kam die Opernführerin gerne
entgegen. So erschallten die Stimmen aus Kronshagen in den altehrwürdigen Mauern der großen Bühne
klangvoll und bewegt. Tja, Staatsopernsänger aus Kronshagen gibt es sicher nicht viele in Schleswig-Holstein.
Als ehemaliger Wiener Student habe ich mir nur einmal – Jahre später – den Wunsch erfüllen
können, eine Rundfahrt in der Innenstadt mit einem Fiaker zu absolvieren. Das war nun die Gelegenheit, die
Erinnerungen aufzufrischen! Die beiden Reiseleiterinnen folgten dem Wunsch amüsiert – es wurde nicht
bereut. Der Kutscher – ein echter "Weaner" - unterhielt uns mit kurzen Beschreibungen der
Denkmäler und würzte sie mit Wiener Humor.
Noch nicht ganz hungrig aber mit den langen Wegen in den Beinen legten wir eine Pause im Café Demel ein.
Traditionsreiche Wiener Konditorei und Kaffeehaus in einem, konnte man in einer großen Auswahl an leckeren
Kuchen und Torten schwelgen. Natürlich wählte ich die K.u.K-Köstlichkeit: eine
Esterházy-Torte.
Nun nahte der nächste musikalische Höhepunkt: die Besichtigung der Karlskirche mit anschließendem
Singen.
Ein Glück, dass unser Hotel auch per Fußmarsch gut zu erreichen war – so konnte man die Pfunde der
reichlichen Ernährung ein wenig zurückdrängen. Nach dem Abendessen - endlich das ersehnte
"Wiener Schnitzel", natürlich vom Kalb - kamen für den Chorleiter schwierige Minuten der
Erinnerungen:
Ein Mozart-Konzert im Goldenen Saal des Musikvereins stand auf dem Programm! Das wohlbekannte Bild am 1. Januar
jeden Jahres, das über die Bildschirme aller europäischen Länder flimmert – das war der Ort
meiner Diplomprüfung 1973 als Dirigent, ausgebildet in der Hochschule Wiens, wo ich ein Klavierkonzert des
Hamburgers Johannes Brahms (Ehrenpräsident des Wiener Tonkünstlervereins) leiten durfte,und damit meine
musikalische Zukunft gründete. Nun werden wir eine typische Wiener Attraktion erleben – mit
theatralischen Mitteln werden authentische Momente aus der Zeit Mozarts gezaubert. So geschah es auch: Einzelne
Sätze seiner Werke, Opernarien, in galanter Manier, mit dem Humor des Volkstheaters gewürzt, wurden
locker und beschwingt präsentiert. Eine große Schar ausländischer Touristen feierte die
Künstler mit kräftigem Applaus. Es war ein unterhaltsamer – und für mich auch ein etwas
nostalgischer Abend, den ich nicht missen möchte.
Ein wunderschöner Tag ging mit Entspannung und Erfrischungen am Schwarzenbergplatz zu Ende. Die Musik Mozarts
klang in den Ohren noch lange nach, aber der nächste Tag warf seine Schatten voraus – so traten wir den
kurzen Weg zum Hotel wieder an und freuten uns auf eine geruhsame Nacht.
Imre Sallay
4. Tag, Sonntag, 7. August
Für heute hatten Dagmar und ich einen Ausflug zum Neusiedler See mit Schifffahrt geplant.
Der Tag begann wunderbar warm und sonnig, und eigentlich konnte es losgehen, wenn, ja wenn uns nicht ein
Sänger fehlen würde? Verschlafen ...? Und richtig, schnell wecken übers Hoteltelefon, so schnell ist
wohl noch keiner von uns in die "Klamotten" gesprungen. Zwar ohne Frühstück, dafür aber
ein großes "Hallo" im Bus und nun konnte es losgehen!
Das Wetter meinte es wirklich gut mit uns, 31°C Außentemperatur, das hatten wir in diesem Jahr bis dahin
zu Hause noch nicht!
Der See flimmerte in der Sonne und das Schiff wartete schon auf unsere Ankunft. Es gab zum "Anwärmen"
ein Schnäpschen an Bord! – Brauchten wir auch unbedingt! Die Stimmung stieg und es sollte noch
fröhlicher werden. Wir fuhren an Mörbisch vorbei, dort gibt es eine wunderschöne Seebühne, hier
finden in den Sommermonaten große Opern- und Operettenaufführungen statt.
An Deck standen zwei große Grills, auf denen Fleisch und Wurst brutzelten, der gemütliche Zeitvertreib,
ungarisch "Mulatság" (gesprochen Mulatschag) begann. Wir aßen mit Genuss. Dazu wurde
leckeres Brot und ein schmackhafter Salat gereicht. Der kühle Wein erfrischte uns und sorgte für gute
Laune!
Schließlich wurde auch noch ein Geburtstagskind gefeiert!
Auf dem Höhepunkt der fidelen Fahrt wurden zahlreiche Lieder angestimmt!
Zurück am Anleger waren alle so erhitzt, dass einige sofort die Beine im Wasser kühlen mussten.
Ein Sänger schlich sich zu einer Stelle des Sees, die niemand einsehen konnte, auch wir nicht!, so dass er zur "dressfreien" Abkühlung in die Fluten sprang!
Auf dem Höhepunkt der fidelen Fahrt wurden zahlreiche Lieder angestimmt!
Zurück am Anleger waren alle so erhitzt, dass einige sofort die Beine im Wasser kühlen mussten.
Ein Sänger schlich sich zu einer Stelle des Sees, die niemand einsehen konnte, auch wir nicht!, so dass er zur "dressfreien" Abkühlung in die Fluten sprang!
Abends fuhren wir nach einer kleinen Erholungspause mit der U-Bahn zum Prater, um dort mit dem legendären
Riesenrad aus dem Jahre 1897 zu fahren. Auch hier stimmten wir in einer Gondel unsere Wiener Lieder an. Zu diesem
Zeitpunkt schickte Petrus uns eine kleine Abkühlung. Das tat unserer tollen Stimmung keinen Abbruch. Vier
Mutige stiegen in das größte Kettenkarussell der Welt, den 117m hohen Praterturm! Für Dagmar das
Ereignis dieser Wienfahrt.
Mit einer fleischigen "Stelze" (gegrillte Haxe), dazu süffiges Bier, beendeten wir den Tag in
fröhlicher Runde.
Hannelore Knoll
5. Tag, Montag, 8. August
Eigentlich war es gar nicht so schlimm, dass die Sonne sich heute versteckte und Petrus sogar zeitweilig die Himmelsschleusen öffnete. Auf dem Programm stand nämlich die Besichtigung der Seegrotte Hinterbrühl und da waren Anorak und feste Schuhe ohnehin angesagt.
Wir durchwanderten den 450m langen Eingangsstollen und erfuhren viel Interessantes über die Entstehung des
alten Gipsbergwerkes und die schwierigen Arbeitsbedingungen im 19. Jahrhundert.
Vorbei an diversen Grotten, die alle durch den Gipsabbau entstanden sind, gelangten wir schließlich in 60 m
Tiefe an den größten unterirdischen See Europas. Die lautlose Fahrt über die von Unterwasserlampen
geheimnisvoll erleuchtete Wasserfläche war ein besonderes Erlebnis.
Und welcher Chor hat schon die Gelegenheit, in einer Felsgrotte, viele Meter unter Tage, das "Ave Verum"
von Mozart zu singen!
Im Hotel Höldrichsmühle erwartete uns später eine leckere Kaffeejause und nachdem wir uns mit
Schuberttorte und einem großen Braunen gestärkt hatten, ging es zurück nach Wien, wo der Tag mit dem
Abschiedsessen im Restaurant "Salm-Bräu" ausklang.
Jutta Roth
6. Tag, Dienstag, 9. August
Nach abwechslungsreichem Programm für Leib und Seele musste es auch wieder nach Hause gehen. Das hieß, Koffer packen, noch einmal das reichhaltige Frühstücksbuffet genießen und - ja was nun?
Treffzeit am Bus war 12.00 Uhr, es hieß, die 2-3 Stunden sinnvoll zu nutzen.
Für mich hatte ich noch einen wichtigen Punkt aufgehoben, wollte ich doch in Wien eine der guten Süß
speisen, Kaiserschmarrn oder Palatschinken gegessen haben. Natürlich hätte sich an der einen oder anderen
Lokalität schon die Möglichkeit ergeben, ich hatte jedoch einen Insidertipp von einem Chorbruder, der
restlos begeistert war. Es sollte ein Kaiserschmarrn im Palatschinkenpfandl sein (http://www.palatschinkenpfandl.at). Zu dritt machten wir uns also
einmal mehr auf den inzwischen wohlbekannten Weg durch den 1. Bezirk am Stephansdom vorbei zur Köllnerhofgasse
– diese war allerdings neu für uns. Wir hatten einen wunderbaren Platz auf der zu einer Sackgasse
aufgebauten Außenterrasse und konnten die genau dort von 10 bis 11 Uhr hineinscheinende sommerliche
Morgensonne genießen und voller Vorfreude den bestellten Palatschinken, Kaiserschmarrn und den letzten "
großen Braunen" erwarten.
Das war ein wunderbarer und adäquater Abschluss der tollen Chorfahrt, wir mussten uns zuletzt doch noch ein
wenig sputen, um pünktlich zur Abfahrtzeit am Bus zu sein. Da sich der schwebende Fluglotsenstreik in Luft
aufgelöst hatte, stand einer entspannten Heimreise nichts im Wege. Der kurzweilige Flug wie auch die Busfahrt
zurück zum Bürgerhaus war noch geprägt von vielen anregenden gemeinsamen Erlebnissen. Diese
besondere Atmosphäre wurde auch von den uns abholenden Lieben wahrgenommen.
Für mich war es meine erste Chorreise, eine wunderbare Fahrt, perfekt mit viel Enthusiasmus und routinierter
Weitsicht von unseren lieben Damen des Reiseausschusses organisiert. Es besteht eine schöne Tradition, alle
zwei Jahre eine solche zu planen. Dies ist mit einem großen Aufwand verbunden und wir Teilhabenden können
nur DANKE sagen.
Die Zeit nach einer Chorreise ist die Zeit vor einer Chorreise, bald schon wird das nächste Ziel ausgeguckt
werden.
Dr. Bertram Wittrin